Arthur Mamou-Mani
bei Bauwerk Parkett
Vortragsevent Am 19. November lud Bauwerk Parkett in ihrem Showroom in Wien zum Vortragsabend „Towards a Circular Architecture“ mit dem international als Shooting-Star beachteten Architekten Arthur Mamou-Mani.
Der aus Paris stammende und in London lebende Architekt hatte zuletzt im April mit dem 3D gedruckten Pavillion Conifera für das Modelabel COS zum Salone del Mobile auf sich aufmerksam gemacht. Ein halbes Jahr zuvor beeindruckte er mit seinem monumentalen Tempelbau Galaxia beim Wüstenfestival Burning Man in Nevada. In beiden Fällen wurden die Projekte in der Presse mit Superlativen besprochen: größte 3D gedruckte Installation, größter jemals realisierter Tempel beim Burning Man Festival, erster nicht-amerikanischer Tempelarchitekt, etc.
Parametrisches Entwerfen und Unternehmertum
Mamou-Mani steht für eine neue Generation des parametrischen Entwerfens und Bauens, er erfüllt in seinen Projekten die Rolle des Architekten und Herstellers zugleich, oft auch ist die Aufgabe der Finanzierung teil seines Schaffens. Er betreibt ein Fab-Pub, unterrichtet an der Westminster University, konstruiert eigene 3D Drucker und ist international mit der Digital-Fabrication Szene im Sinne der Open Source Practice vernetzt. Sein jüngstes Projekt, gemeinsam mit dem ebenfalls zu den aufstrebenden Archipreneurs zählenden österreichischen Architekten Chris Precht durfte erst einige Tage nach dem Vortragsabend publik gemacht werden. In Riyadh, von wo aus Mamou-Mani direkt nach Wien angereist kam, errichtete das Architekten-Duo eine 3D gedruckte urbane Installation aus Wüstensand und biobasiertem Furanharz. Die Projekte Mamou-Mani’s streuen sich über die Kontinente und bereichern die größten Festivals der Kreativ-Szene.
Was hatte das raumfüllende Vortragspublikum in Wien von dem jungen Shooting-Star erwartet? Mit Sicherheit nicht im Geringsten, was geboten wurde.
Arthur Mamou-Mani erzählte von seinen Anfängen; der Wirtschaftskrise, die den Beginn einer Selbständigkeit unmöglich erscheinen ließ, seinen ersten Schritten als Jung-Architekt in der Gestaltung von Schaufenstern, von einem möglichen Folgeauftrag, der am magischen Faden der Machbarkeitsfrage hing: „Geht so was auch in Holz?“ – Geht es? Geht es nicht? – Gibt man als Antwort ein selbstverständliches „Ja“ und droht daran zu scheitern, oder riskiert man mit einem wackeligen „Schau ma mal“ einen Auftrag zu verlieren? Er berichtete vom Crowdfunding für Realisierungen experimenteller Bauten mit seinen Studenten, von depressiven Verstimmungen, einer Finanzierungslücke von 260.000 $ während der Bauarbeiten des Tempels, ja und schließlich auch von seiner Hochzeit im Tempel mit Anwesenheit seiner Ex-Hippie Eltern. Wenn man schon einen Tempel baut, kann man auch darin heiraten.
Kein Ton von Arroganz. Keine Star Allüren.
Viel Privates, ganz offen erzählt, berührend, ehrlich und emotional. Wohltuend erwärmend. Mit viel Nähe hat der sympathische Mamou-Mani das ArchitektInnen Publikum über kurzweilige eineinhalb Stunden in seinen Bann gezogen. Bauwerk Parkett Wien ist da ein ganz besonderer Abend gelungen!